Weißt du, warum du dich an den Großteil deines Lebens nicht erinnern kannst?
Hast du dich schon mal gefragt, was sich in deinem Leben alles ereignet hat und warum du dich an das Meiste nicht erinnern kannst? Womit hast du die ganzen vergangenen Minuten, Stunden und Tage gefüllt? Wenn wir zurück blicken, fallen uns oft nur wenige Ereignisse ein. Wieso ist das so?
Weil du nicht wirklich da gewesen bist. Das heißt, du warst zwar physisch anwesend, aber in Gedanken ganz woanders, mit deiner Aufmerksamkeit nicht präsent. Wir vergessen gerne auf den jetzigen Moment, obwohl er das einzige ist, was wir je haben. Denn das Leben spielt sich immer in diesem Moment ab. Ja genau, in diesem Moment jetzt gerade.
Unser Geist wird auch 'monkey mind' genannt: Stell dir einen kleinen überdrehten Affen vor, der nicht still sitzen kann und ständig von einem Ast, oder von einem Gedanken, zum nächsten springt. Kennst du das nicht? Du versuchst dich auf etwas zu konzentrieren und hast in der Zwischenzeit an fünf andere Dinge gedacht und bist im Kopf schon wieder ganz woanders. Dazu kommt unsere Tendenz, in Gedanken irgendwo in der Vergangenheit oder der Zukunft unterwegs zu sein.
Wir überlegen uns verschiedenste Handlungsalternativen zu Situationen, die schon lange vorbei bzw. noch gar nicht da sind. Gerne spielen wir auch Szenen, in denen wir uns selbst verurteilen, in unserem Kopf immer und immer wieder ab. Sei es, weil wir denken, einen Fehler gemacht zu haben oder weil wir uns unsicher und nicht verstanden fühlen. Wir kommen in Gedanken immer wieder zu unserem vermeintlichen Fehlverhalten zurück und bestrafen uns dadurch jedesmal erneut. Das führt nicht nur dazu, dass wir den jetzigen Moment nicht mitbekommen, sondern wir stressen uns dadurch auch kontinuierlich. Und zwar nicht nur in unserem Kopf, sondern diese negativen Gefühle übertragen sich auch auf unseren Körper. Unsere Atmung wird schneller und flacher, unser Herzschlag steigt an. Und obwohl wir uns eigentlich einen schönen Abend machen wollten, sind wir dann angespannt und nervös und erinnern uns gar nicht an die Stunden, da wir nicht wirklich da waren.
Was kannst du tun, wenn du dich in so einem Moment ertappst und wie kommst du zurück ins Jetzt? Über den bewussten Atem!
Setz oder stell dich aufrecht hin und lenke den Fokus bewusst auf deinen Atem. Nimm wahr, wie sich mit dem Einatmen die Rippen dehnen und mit dem Ausatmen wieder senken. Bring deine Handflächen auf deine seitlichen Rippen und spür die Bewegung, das Heben und Senken deines Brustraums. Verlangsame deine Atemzüge bewusst und dehne deinen Ausatem aus, dass gibt deinem Körper das Signal zur Entspannung. Bleib mit deiner Aufmerksamkeit dabei ganz bei deinem Atem.
Dadurch kommst du zurück in die Stille, in den jetzigen Moment. Dein Gedankenfluss und das zwanghafte Benennen von Sinneseindrücken hört auf. Du spürst dich, deinen Körper und deine eigene Lebendigkeit. Nimm dich gut wahr. Spür deinen Atem, deinen Körper. Wenn du dein Inneres bewusst wahrgenommen hast, richte deine Aufmerksamkeit ins Außen. Such dir dazu einen unbedeutenden Gegenstand in deinem Blickfeld, etwas ganz Normales wie eine Tasse oder ein Stuhl. Betrachte den Gegenstand als ob du ihn das erste Mal in deinem Leben sehen würdest. Schau auf die Details. Betrachte die Textur. Die Form. Die Farben. Nimm alles wahr. Sei so neugierig wie ein kleines Kind, dass fasziniert ein paar Kieselsteine betrachtet, so als ob es nichts Spannenderes gäbe.
Dann bist du im Moment. Dann bist du ganz da. Atme tief durch, lächle und wiederhole bei Bedarf.